Schuster, bleib bei deinem Leisten

Ich bin seit jeher der festen Überzeugung, dass das Matchup eines Spielers – also sein kommender Gegner – eine wesentliche Rolle in eurer Kaderplanung spielen sollte. Ich bin aber auch der Meinung, dass ihr euch auf statistisch herausragende und damit punktstarke Akteure verlassen könnt. Diese Woche setze ich auf Leistungsträger, die aus individueller Sicht auf vielversprechende Kontrahenten treffen.
Tor:
Stefan Ortega Moreno (10,9 Millionen, DSC Arminia Bielefeld): Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Bei Stefan Ortega Moreno handelt es sich ganz und gar nicht um einen Geheimtipp. Der Arminia-Keeper holte in dieser Saison durchschnittlich 320 Punkte, was unter allen Stammtorhütern mit Abstand den Bestwert bedeutet (Augsburgs Rafal Gikiewicz folgt mit einem Wert von 240). Aber an ihm führt für mich wegen seiner zahlreichen Superpässe einfach kein Weg vorbei. 53 davon spielte er in den letzten fünf Partien und damit die meisten in der Bundesliga, allein das bedeutete 424 Punkte. Möglich, dass einige Manager diesmal nicht auf Ortega Moreno setzen, weil seine Zählerausbeute in zwei der vergangenen drei Spiele verhältnismäßig mager ausfiel. Das lag jedoch vor allem daran, dass die Bielefelder gegen den Sport-Club Freiburg und FC Schalke 04 dominierten und ihr Schlussmann deshalb nur wenig zu tun bekam. Das sollte sich am Sonntagabend in Mönchengladbach wieder ändern.
Abwehr:

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Willi Orban (12,7 Millionen, RB Leipzig): Willi Orban war seit dem 26. Spieltag die Passmaschine der Liga. Der Leipziger Innenverteidiger gab in diesem Zeitraum 340 Zuspiele ab und damit die meisten aller Bundesliga-Akteure, jeder Pass gibt zwei Punkte. Dabei verpasste er jüngst sogar angeschlagen das Duell in Köln. RB dürfte die personell geschwächten Stuttgarter nach zwei sieglosen Partien in Folge jetzt mit Wut im Bauch empfangen, was dem wohl wieder fitten Orban viele Spielanteile bescheren sollte. Seine Kopfballstärke nach Standardsituationen bedeutet zudem einen bemerkenswerten Bonus.
Bell gegen Bayern? Bell gegen Bayern!
Stefan Bell (5,8 Millionen, 1. FSV Mainz 05): Kommen wir zu den Schnäppchen in der Defensive! Stefan Bell habe ich euch schon früher einmal ans Herz gelegt und das tue ich wieder, weil der Mainzer Abwehrchef seinen geringen Preis mit starken Leistungen verbindet. So kam er seit dem 26. Spieltag auf 39 erfolgreiche Tackles, also 585 Zähler, und damit die meisten in der Liga. Ich rechne damit, dass viele Manager Bell in dieser Woche nicht in ihr Team berufen, weil es gegen den FC Bayern München geht. Für mich heißt das: Zweikämpfe, Zweikämpfe, Zweikämpfe.
Chris Richards (5,2 Millionen, TSG Hoffenheim): Noch etwas günstiger kommt Chris Richards daher, an den vergangenen drei Spieltagen hat er seinen Marktwert allerdings um ganze zwei Millionen gesteigert. Der Hoffenheimer Innenverteidiger, im Winter zur sofortigen Stärkung vom FC Bayern München ausgeliehen, punktet vor allem durch Zuspiele. 278 Pässe spielte er in den vergangenen fünf Aufeinandertreffen und damit die fünftmeisten aller Abwehrmänner. Richards‘ niedriger Kostenpunkt rechtfertigt für mich seine Wahl. Etwas zögerlich bin ich, weil es mich nicht überraschen würde, wenn die TSG nach dem beeindruckenden 3:2 nach 0:2-Halbzeitrückstand gegen Mönchengladbach nun in Freiburg wieder einmal ihre über die bisherige Spielzeit erfolgte Inkonstanz unterstreicht.
Mittelfeld
Jonas Hector (8,8 Millionen, 1. FC Köln): Jonas Hector eröffnet den Spieltag am Freitag und wie ihr vielleicht schon wisst, investiere ich in der ersten Partie eines Bundesliga-Wochenendes immer gerne – um mit einem möglicherweise entscheidenden Vorsprung in die zahlreichen Spiele des Samstags zu gehen. Der Kölner Kapitän wird im Kampf um den Klassenerhalt in Augsburg nach dem sensationellen 2:1 gegen Leipzig nachlegen wollen. Gegen RB schnürte er einen Doppelpack, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nochmal passiert. Das muss es aber auch nicht, denn auf Hector ist auch ohne Scorerpunkt Verlass. So nahm er seit dem 26. Spieltag 1.508 Punkte mit und damit die meisten aller Mittelfeldspieler. Auch seine 37 erfolgreichen Tacklings (gleich 555 Zähler) bedeuten hier den Bestwert auf seiner Position. Auch Hectors minimal teurerer Mitspieler Ellyes Skhiri (9,1 Millionen), den wohl weniger Manager in ihre Mannschaft berufen, könnte sich lohnen.
No-Brainer aus Sinsheim

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Florian Grillitsch (13,1 Millionen, TSG Hoffenheim): Bei Florian Grillitsch handelt es sich momentan um keinen geringeren als den ersten Akteur, den ich im Mittelfeld auswähle. Das liegt daran, dass der Hoffenheimer mit seiner erheblichen Beteiligung am Aufbauspiel enorme Punktesicherheit mitbringt. In den letzten fünf Partien gab er mit 309 Pässen die meisten aller Mittelfeldmänner ab. Seine 25 Superpässe (also 200 Punkte) in diesem Zeitraum bedeuten ligaweit mit Abstand den höchsten Wert aller Feldspieler.
Jonas Hofmann (13,7 Millionen, Borussia Mönchengladbach): Weil Jonas Hofmann mich einmal ziemlich weit nach vorne gebracht hat, neige ich dazu, ihn zu eher zu häufig aufzustellen – und das als FC-Unterstützer. Wegen seiner vielen Torschüsse und Torschussvorlagen, unter anderem durch ruhende Bälle, bringt der Nationalspieler jedoch einfach immer wieder sehr großes Potenzial mit. Und besonders groß erscheint mir dieses an diesem Wochenende, begrüßt Mönchengladbach doch Bielefeld. Ich rechne mit mindestens einer Torbeteiligung Hofmanns.
Sturm:
Marcus Thuram (19,5 Millionen, Borussia Mönchengladbach): Was für Hofmann spricht, spricht auch für seinen Teamkollegen Marcus Thuram. Vielleicht derzeit sogar ein bisschen mehr, hat der Torjäger im Angriff doch seinem Mitspieler Alassane Plea ein wenig den Rang abgelaufen. Seit dem 26. Spieltag holte er 1.575 Zähler und damit die drittmeisten überhaupt, hinter den BVB-Stars Hummels und Haaland. Das liegt vor allem an zwei Treffern und vier Assists, aber auch an 37 erfolgreichen Tackles.
Die Frage der Fragen: Lewy oder kein Lewy?
Robert Lewandowski (40,4 Millionen, FC Bayern München): An dieser Frage kommt in dieser Woche kein Manager vorbei: den wieder genesenen Lewandowski aufstellen oder nicht? Es sieht so aus, als ob der Weltfußballer beim FC Bayern München direkt wieder in die Startelf rückt, und gegen Mainz sind die Kräfteverhältnisse klar aufgeteilt. Und für Lewandowski geht es in dieser Saison noch um den Stürmerrekord der Stürmerrekorde, die legendären 40 Tore Gerd Müllers aus dem Spieljahr 1971/72. Kurz und knapp: Ich kann euch die Frage leider nicht beantworten. Etwas ausführlicher: Der amtierende und kommende Bundesliga-Torschützenkönig kann zweifelsohne an jedem Spieltag zum besten Spieler der Liga avancieren. Deswegen stelle ich, wie fast immer, sowohl mit als auch ohne ihn auf – und findet sich Lewandowski in meiner Mannschaft wieder, trägt er auch die Spielführerbinde.

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Marco Richter (5,9 Millionen, FC Augsburg): Habe ich schon erwähnt, dass ich bereits freitags gerne auf Punktejagd gehe? Neben Hector interessiert mich zwischen Augsburg und Köln auch Marco Richter, weil der offensiv variabel einsetzbare Fuggerstädter für einen Angreifer einen Schnäppchenpreis aufweist und aufs Tor schießt wie kein anderer Akteur. Sogar wortwörtlich, denn in den vergangenen fünf Spielen gab keiner so viele Abschlüsse auf den Kasten ab wie er. Allein seine zehn Schüsse auf das Tor führten zu 650 Punkten.
Zum Autor:
Felix Kindler managt imaginäre Bundesliga-Teams, seitdem er als kleines Kind eine grüne LEGO-Platte geschenkt bekam. Bei SPITCH reichte es schon mehrere Male fast für Platz eins, schließlich musste sich der langjährige Sportjournalist aber stets mit der Top Ten zufrieden geben – noch!